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Weihnachtswünsche 2009/10 BEH A. Thiel • a.thiel@salzburg.at
Weihnachtsbilder
Thema: Weihnachtsstern (zum Jahr der Astronomie 2009)

Josef Tutsch: Der Stern, der tat sie lenken. Astronomen und Astrologen über die Geburt Jesu und den Stern von Bethlehem

Stern von Bethlehem (Wikipedia)
Stern von Bethlehem (Astronews)
Giotto – Arenakapelle, Padua
Giotto di Bondone: Anbetung der Könige, Cappella degli Scorvegni, Padua, um 1305
Um 200 nach Christus schrieb der Kirchenvater Origenes, er sei „vermutlich von der Art der Luftfeuer gewesen, die von Zeit zu Zeit zu erscheinen pflegen“. Also ein Komet; da käme vielleicht der Halleysche Komet in Frage, der zuletzt 1986 zu sehen war. Giotto di Bondone hat ihn in der Arenakapelle von Padua über dem Stall von Bethlehem gemalt, nachdem er diesen Kometen 1301 hatte sehen können. Er tauchte allerdings bereits im Winter von 12 auf 11 vor Christus auf. Antike Astrologen hätten – trotz Origenes – mit diesem „Stern von Bethlehem“ vermutlich noch ein anderes Problem gehabt: Kometen wurden eher mit Unheil als mit Heil in Verbindung gebracht. (J. Tutsch)
Sant’Apollinare Nuovo, Ravenna (Wikipedia)
Die Weisen aus dem Morgenland mit dem Stern von Bethlehem, Mosaik in Ravenna, Sant' Apollinare Nuovo, um 565
Der Wiener Astronom Konradin Ferrari d’Occhieppo wusste es ziemlich genau: Jesus wurde in der Nacht zum Samstag, dem 17. Januar des Jahres 7 vor Beginn unserer Zeitrechnung, geboren, behauptete er 1994 in seinem Buch „Der Stern von Bethlehem, aus der Sicht eines Astronomen beschrieben und erklärt“. Mitte September jenes Jahres beobachteten die „Weisen aus dem Morgenland“, von denen die Bibel erzählt, den gemeinsamen Abendaufgang der Planeten Jupiter und Saturn – für die Astrologen ein eindeutiges Zeichen, dass der ersehnte Messias-König erschienen sei. Am Abend des 12. November gegen 20 Uhr standen die Weisen vor der Krippe in Bethlehem... „mit einer Toleranz von höchstens einem Tag vorher oder nachher“. (J. Tutsch)
Im Dezember 1603 beobachtete der Astronom Johannes Kepler eine so genannte Konjunktion  zwischen Jupiter und Saturn, im folgenden Jahr eine zwischen Jupiter und Mars. Die Planeten stehen dabei, von der Erde aus betrachtet, so nah beieinander, dass sie nahezu als ein einziger Stern erscheinen. Da Kepler im selben Zeitraum auch das Aufleuchten einer Supernova gesehen hatte,  vermutete er einen Zusammenhang: Der „neue“ Stern sei durch diese Konjunktion hervorgerufen worden. Kepler berechnete, solche Planetenkonjunktionen müsse es auch in den Jahren 7 und 6 vor Christus gegeben haben. Seine Folgerung: Auch damals sei hierdurch ein „neuer Stern“ am Himmel entstanden – der „Stern von Bethlehem“. (J. Tutsch)

Friedrich Johannes Kepler: *1571 in Weil der Stadt; † 1630 in Regensburg) war ein deutscher Naturphilosoph, evangelischer Theologe, Mathematiker, Astronom, Astrologe und Optiker. Wirkungsstätten: Graz, Prag, Linz

Konjunktionstheorie
(Bei der Konjunktion stehen die Sonne, die Erde und der entsprechende Planet auf einer gedachten Linie. Konjunktionen zwischen den Planeten untereinander, den Planeten und hellen Sternen, dem Mond und Planeten, sowie dem Mond und hellen Sternen geben häufig einen interessanten Anblick ab.)
"Ein babylonischer Astronom habe eine solche Konjunktion als Hinweis auf ein Ereignis in Israel (Judäa) verstehen müssen. Denn Jupiter war damals der Stern des babylonischen Gottes Marduk, während Saturn als Planet des jüdischen Volkes gegolten habe. Der westliche Teil des Fischezeichens sei unter anderem für Palästina gestanden. Daraus könnte sich folgende Schlussfolgerung ergeben: Königstern (Jupiter) + Israelschützer (Saturn) = „Im Westen (Sternbild der Fische) ist ein mächtiger König geboren worden.“
Die drei Konjunktionen ereigneten sich im Abstand von Monaten, so dass die babylonischen Sterndeuter genügend Zeit hatten nach Judäa zu reisen. Den Ausdruck: "Wir haben seinen Stern aufgehen sehen" bezieht er auf das Beobachten des nahe beieinander stehenden Planetenpaares am dunkler werdenden Abendhimmel, um den 15. September 7 v. Chr. herum. Zu diesem Zeitpunkt seien die Magier auch von Babylon aus nach Jerusalem aufgebrochen."

Das Foto zeigt die enge Konjunktion von Jupiter und Venus,
aufgenommen von Harald Liederer im Jahre 2004. Könnte
dies der "Weihnachtsstern" gewesen sein?

(neumarktonline.de)

BR-Alpha Centauri: Geschichtenerzählen und Astrophysik - das sind seine beiden großen Leidenschaften: Dr. Harald Lesch ist Professor für theoretische Astrophysik an der Uni München und unterrichtet Naturphilosophie an der Hochschule für Philosophie S.J. in München. Er ist Mitglied der Kommission "Astronomie in Unterricht und Lehramt". Seine Hauptforschungsgebiete sind kosmische Plasmaphysik, Schwarze Löcher und Neutronensterne.
a.thiel 2009