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zurück 2009/10 BEH A. Thiel • a.thiel@salzburg.at
Thema: Weihnachtsdarstellungen

Giotto: Arenakapelle, Padua


Frühchristliche Kunst (Italien/Rom)
Die Priscilla-Katakomben (Catacombe di Santa Priscilla) liegen an der Via Salaria in unmittelbarer Nähe zum Park der Villa Ada. In ihr befindet sich die mit frühchristlichen Malereien versehene griechische Kapelle (mit einer Szene die als fractio panis („Brotbrechung“) bezeichnet wird). Die Madonna mit Kind und Prophet gilt als älteste Darstellung der Madonna.

Wandmalerei "Maria mit dem Jesukind und Bileam, der zu den Sternen deutet", 3. Jahrhundert, in den Priscilla-Katakomben in Rom

Bildquelle: Heiligenlexikon


Mittelalterliche Kunst - byzantinischer Einfluss (Italien/Rom)
Santa Maria in Trastevere: Geburt Jesu, Mosaik

Bildquelle: Benediktinerabtei Kornelimünster

Santa Maria in Trastevere: Hier haben möglicherweise die römischen Christen ihre ersten öffentlichen Gottesdienste abgehalten. Jedenfalls ist die Kirche die älteste Marienkirche der Stadt: Der erste Bau geht auf die Zeit Papst Calixtus I. (217–222) zurück. Vor allem den Mosaiken in der Apsis und am Triumphbogen (12. Jhd.) verdankt die Kirche ihren Ruhm. Das Mosaik in der Apsis zeigt Christus zusammen mit Maria auf dem Thron, umrahmt von Heiligen. Unter einem Fries mit Lämmern sehen wir Szenen aus dem Leben Marias. Die Darstellungen wurden von Pietro Cavallini im Jahr 1291 geschaffen.

"Josef sitzt noch ganz im Schatten der Erde. Er schläft, - grübelt, - hat noch nichts verstanden, - ist nicht dabei und nicht „drin“. Ihn muss noch ein Engeltraum wecken.
Auch der kleine Hirtenjunge, der mit vollen Backen sein Flötenhorn spielt, ist noch ganz im Schatten. Mit seinen Schafen, dem Bock im Hintergrund und dem Hund an seiner Seite ist er fast ein Bild in sich.
Und dann ist da noch ganz markant ein Gebäude mit großem Tor, mit einem Turm und einer langen Beischrift „taberna meritoria“. Von diesem Gebäude geht so etwas wie ein dunkler Weg aus. Er führt zu einem Fluss hinunter, zu dem Schafe sich zum Trinken herabbeugen. Mit diesem Gebäude und seiner Beischrift wird in die Krippenszene die Geschichte der Kirche Santa Maria in Trastevere hineingestellt. Das Bilddetail erinnert an ein „Öl-Wunder“, das kurz vor der Zeitenwende hier stattgefunden haben soll. Hier war ein Gasthaus / Legionärshospiz, eine „taberna meritoria“. Auf ihrem Gelände sprudelte im Jahr 38 v.Chr. für einen Tag und eine Nacht ein reichhaltiger Ölquell, der sich in den nahen Tiber ergoss. Eine frühe jüdische und christliche Deutung dieses Ereignisses als Voraus-Verkündigung auf den Messias, den mit Öl Gesalbten, ist bei Hieronymus in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts belegt."

Mittelalterliche Kunst - Romanik (Österreich)
Der Altar des Nikolaus von Verdun im Stift Klosterneuburg, umgangssprachlich Verduner Altar genannt ist einer der Höhepunkte der mittelalterlichen Goldschmiedekunst und eines der wichtigsten Ausstellungsstücke des Stifts Klosterneuburg. (Email auf Goldblech)
Es handelt sich um 45 Kupferplatten mit Grubenschmelz und Feuervergoldung auf einem Holzträger, die ursprünglich nicht miteinander verbunden waren. Man nimmt an, dass sie ursprünglich für die Verkleidung des Ambos (eines steinernen Aufsatzes mit Lesepult) bestimmt waren. Sie sind 1181 entstanden.

Bildquelle: Thiel, 1976

Jede Tafel stellt eine Szene aus dem Alten oder Neuen Testament dar, wobei aber von einer dreiteiligen Ordnung ausgegangen wird: es gibt Tafeln, die Geschehnisse vor der Verkündigung des Gesetzes an Moses abbilden (Ante Legem), solche, die Geschehnisse vor der Ankunft Jesu zeigen (Sub Lege) und Szenen aus der Lebensgeschichte Christi (Sub Gratia). Die Ereignisse sub gratia sind allerdings in der mittleren Reihe angeordnet. Es wird dabei implizit angenommen, dass die Szenen aus dem Leben Jesu eine genaue Entsprechung in Ereignissen des Alten Testaments (Typologien) haben. Daher gehören immer drei Tafeln zusammen und bilden eine Reihe, der dieselbe Symbolik zugrunde liegt.
Die "Geburt des Herrn" (sub gratia) werden von den Tafeln "Geburt Isaaks" (ante legem) und "Geburt Samsons (seb lege) begleitet.

ausgehendes Mittelalter – an der Schwelle zur Neuzeit
Hieronymus Bosch (1450–1516, altniederländische Malerei): Anbetung der Heiligen Drei Könige (Epiphanie-Triptychon, Mitteltafel), ca 1500
Öl auf Holz, 138 x 72 cm
Museo del Prado, Madrid

Bildquelle: Web-Gallery, Wiki-Commons

"Im heilsgeschichtlichen Sinn wird die Kirche, die Gesamtheit aller Christen, als Ort der
Erscheinung Christi verstanden. Bezieht man das auf das Gemälde Boschs, bietet sich für eine Vorstellung dieses Ortes ein breites Spektrum an Möglichkeiten. Es reicht von einem ärmlichen Stall bis zum wunderbaren Ort der himmlischen Offenbarung. Wie der Ort auch aussehen mag, sein Zentrum ist in jedem Fall Christus. Allein diese Tatsache erhebt ihn bereits zum himmlischen Jerusalem. Verständlicherweise gewinnt an einem solchen Platz auch jeder Gegenstand, jedes Detail seine Bedeutung. Das in der Eucharistie verwendete Korporale erhält in der Vergegenwärtigung eine Bedeutung als Windel und Leichentuch. Zugleich stellt es ein Tuch dar, das zur Hervorhebung der festlichen Würde dient.614 Dies korrespondiert mit der jeweiligen Erscheinungsweise Christi, die zeitlich gesehen in der Eucharistie offenbar wird.
Darüber hinaus wird das Sehen – nicht nur im Sinn von Verhüllung und Enthüllung – in umfassender Weise bildlich thematisiert. Dabei stellt die Unsichtbarkeit Gottes und die daraus folgende Unmöglichkeit seiner Darstellung eine wichtige Grundlage dar. Der Betrachter wird allerdings auch sonst immer wieder darauf hingewiesen, dass ein oberflächliches Schauen nicht ausreicht, um das Geschehen in seiner Bedeutung zu erfassen. Er wird dazu gedrängt, das Gesehene auch innerlich wahrzunehmen und damit die Stufe des tatsächlichen Erkennens zu erlangen. Der Mensch wird im Bild in einer dämonenbevölkerten und äußerst erlösungsbedürftigen Welt gezeigt, der ausschließlich durch das Bekenntnis zu Christus zu entgehen ist. Bosch stellt die Menschen jedoch nicht alle als Personen dar, die sich dem Heil zuwenden. Gleichzeitig bleiben Ignoranz und Ablehnung Christi präsent. Als offenkundigster Vertreter dieser Positionen erweist sich die Gestalt des Antichrist. Allerdings geraten durch seine Einflussnahme auch die Gestalten ins Zwielicht, die klassischerweise als eindeutig Bekennende dargestellt werden. Hierzu gehören in besonderem Maß die heiligen drei Könige, denen im Altarbild Boschs im Sinne einer Staffelung deutliche Spuren des Heidentums anhaften. Das originelle Detail des Antichrist mit Gefolge bildet inhaltlich und darstellerisch einen besonderen Gegenpol zur Gestalt Christi."
(aus: Büchse, Angelika: Die Anbetung der Könige von Hieronymus Bosch, Bochum, 2006)
Der Isenheimer Altar des Antoniterklosters in Isenheim (heute in Colmar) ist das Hauptwerk von Matthias Grünewald und zugleich ein Hauptwerk deutscher Malerei. Seine Entstehungszeit um 1506 bis 1515
Tempera auf Holz

Zweite Schauseite, Mittelteil (Weihnachten)

ausführliche Beschreibung von Jörg Sieger

Bildquelle: Wikipedia

"Wir blicken in die himmlische Wirklichkeit, in der selbst die Architektur mit Leben erfüllt ist. Die aus der Gotik bekannten Figuren an Säulen und Fialen leben hier. Zwei der dargestellten Propheten sind sogar in einer regelrechten Diskussion vertieft. Sie disputieren wie mittelalterliche Gelehrte über ihre Verheißungen, die nun in Erfüllung gehen.
Unter dem Baldachin tummelt sich ein wahrhaft himmlischer Reigen, mit einer Fülle von Figuren. Allen voran drei große musizierende Engel.
Spätestens auf den zweiten Blick muss auffallen, dass so wie hier diese Instrumente gespielt werden, kaum ein Ton zu hören sein dürfte. Bei dieser Haltung der Bogen ist es nahezu unmöglich wirklichen Druck auf die Saiten zu bringen. Himmlische Musik ist es, die hier erklingt; eine Musik, die mit unseren Ohren nicht zu hören ist.
Viele der Figuren sind in ihrer Bedeutung nicht mehr eindeutig zu erheben - insbesondere die rätselhafte Gruppe, die sich schemenhaft im Dunkel unter dem Baldachin abzeichnet. Nichtsdestoweniger ist klar, dass hier ein gewaltiges Fest im Gange ist. Es ist der himmlische Jubel über die Menschwerdung des Gottessohnes.
Die himmlische Dimension dieser Menschwerdung wird durch die eigenartige Lichtgestalt verdeutlicht, die unter dem Tor des Baldachins steht und es bereits durchschreitet. Es ist Maria, die nach alter Überzeugung von Anbeginn der Zeit dazu ausersehen war, die Mutter des Erlösers zu werden. Nun macht sie sich auf den Weg, Gottes Sohn zur Erde zu tragen. Das Glasgefäß zu ihren Füßen mit dem kostbaren Chrisam könnte Hinweis auf Christus, den Gesalbten sein." (
Jörg Sieger)
Barock (Zeit der Gegenreformation)

Michelangelo Merisi da Caravaggio (1573 - 1610): Anbetung der Hirten, um 1609, 324 x 211 cm, Öl auf Leinwand, Museo Regionale, Messina

Bildquelle: Zeno.org

Während seines Aufenthaltes in Messina erhielt Caravaggio den Auftrag, eine Geburtsszene für die Kapuzinerkirche Santa Maria degli Angeli zu malen. Die franziskanische Einfachheit spiegelt sich in seinem Gemälde – ein einfacher Stall, eine einfache Futterkrippe und Stroh auf dem Fußboden. Josef tritt uns als Handwerker entgegen, der seine Werkzeuge auf dem Boden links im Vordergrund abgelegt hat. Auch die Hirten sind als ganz einfache Leute dargestellt. Caravaggio hat seinen Auftrag, ein Werk für den Kapuzinerorden zu malen, verstanden – Gott kommt als Mensch zur Welt und zwar als ein Armer. Interessant ist allerdings, dass urkundlich die Summe belegt ist, die Caravaggio für dieses Gemälde erhalten hat. Die 1000 Scudi sind die höchste Entlohnung, die Caravaggio in seinem gesamten Schaffen erhielt. (Sr. Astrid Meinert, Homepage der Pallotinerinnen)

Was wirklich auffällt: Die Figurengruppe ist äußerst plastisch herausgearbeitet, während alles andere wie eine beiläufige Kulisse wirkt. Trotzdem wirkt das Stillleben aus zufällig zusammengetragenen Utensilien, die in einem Stall zu finden sind, äußerst lebendig. Und erst der Stein! Der Stein im Vordergrund spielt kompositorisch eine raffinierte Rolle. Die penetrante Diagonale, die durch die Köpfe der Hirten bis hin zum Haupt Mariens entsteht, wird ausgeglichen von der Verbindung Stein – Christkind – Eselskopf. Jeder darf spekulieren, ob dies auch inhaltlich zu interpretieren ist. (A. Thiel)


Frühe Moderne (Frankreich – Südsee)
Paul Gauguin (1848–1903)
Die Geburt – Te tamari no atua
1896
Öl auf Rupfen, 96,0 x 131,1 cm
Neue Pinakothek, München

Bildquelle: Wikipedia

Te Tamari No Atua - die Geburt Christi, des Gottessohnes, 1896

In einem Stall auf einem geschnitzten Bett mit gelbem Überwurf liegt, in ein schwarzes Tuch gehüllt, eine Eingeborene (Südsee), die durch den Nimbus als Maria gekennzeichnet ist. Hinter ihr sitzt eine weitere Frau, die ein Kind auf ihrem Schoß hat, das ebenfalls einen Nimbus trägt. Hinter dieser wiederum steht eine Frau, hinter der grüne Farbe in Form zweier Flügel zu sehen ist. Diese Szene ist ein Zitat eines weiteren Bildes von Gauguin "Bé Bé" (ebenfalls 1895-96). Rechts hinten sind statt Ochs und Esel ein paar Rinder zu sehen. Dies ist ein Zitat eines Bildes von Oktave Tassaert "Das Innere eines Stalles" (1837). Das Bild ist das Letzte aus einer Serie von sogenannten "Weihnachtsbildern" (z. B.: "Ia orana Maria", 1892).
Die traditionelle christliche Bildsprache zu übernehmen ist für Gauguin nicht mehr möglich. Das biblische Motiv wird als Vision oder Traum gekennzeichnet, wie in der "Vision nach der Predigt". In anderen Bildern wird das Geschehen durch die Verlegung an einen Ort in der Südsee mit Eingeborenen verfremdet, sodass ein alltägliches Ereignis überhöht wird. Requisiten sind Flügel oder Heiligenschein. Oder das biblische Geschehen wird als Plastik in unserer Welt dargestellt, als überliefertes Monument religiöser Anschauung wie bei den Kalvarienbergen und Wegkreuzen, die Gauguin gemalt hat.